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Wenn es um gleiche Arbeitsentgelte für Frauen und Männer geht, belegt Deutschland immer noch einen der hinteren Plätze in der Europäischen Union. Durchschnittlich verdienen sie 21 Prozent weniger als Männer.
In den letzten 20 Jahren hat sich der Unterschied bei den Verdiensten der Geschlechter kaum verändert. Im Jahr 2000 betrug der Unterschied 24 Prozent. Betrachtet man den Jahresverdienst, arbeiten Frauen in Deutschland in diesem Jahr bis zum 16. März, ohne dass sie dafür einen Lohn erhalten. Erst ab dem 17. März werden sie bei dieser Rechnung für ihre Arbeit bezahlt. Dieser Tag ist in diesem Jahr deshalb der „Equal Pay Day“, der Tag der gleichen Bezahlung.
In seinem Aufruf zum Internationalen Frauentag 2020 weist der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) darauf hin, dass die Entgeltlücke zwischen Frauen und Männern in den Betrieben deutlich geringer ist, in denen Tarifverträge gelten. Die Tarifpolitik der Gewerkschaften ist deshalb ein notwendiger Teil im Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter. Gerade in Branchen, in denen immer noch überwiegend Frauen arbeiten, werden nur Tarifverträge dazu beitragen, dass die Bezahlung gerechter wird. Viele Frauen arbeiten in Berufen, die für unser Zusammenleben immens wichtig sind, etwa als Krankenschwestern, Altenpflegerinnen oder Erzieherinnen. In diesen Berufen erzielen sie zum Teil Einkünfte, die ihre Arbeit nicht ausreichend würdigen.
Der Kampf für die Gleichstellung der Geschlechter ist aber nicht nur ein Kampf für gleiche Bezahlung. Zunächst ging es vor allem um volle politische Gleichstellung und um das Wahlrecht für Frauen. Auf der zweite Internationalen Sozialistischen Frauenkonferenz brachte ein Gruppe von Frauen unter Initiative der deutschen Sozialistinnen Clara Zetkin und Käte Duncker einen Antrag zur Einführung eines Weltfrauentages nach dem Vorbild von Frauentagen in den USA ein.
Einen internationalen Frauentag hielten die Delegierten für notwendig als zusätzlichen Tag zum internationalen Kampftag der Arbeiterklasse, dem 1. Mai. Auch die Arbeiterbewegung war männlich dominiert und auf den Maikundgebungen ging es in erster Linie um Ungerechtigkeiten, die sich aus dem Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit ergeben. Dass Männer und Frauen nicht gleichberechtigt waren, wurde vielfach als „Nebenwiderspruch“ abgetan, der sich schon lösen würde, wenn erst einmal der „Hauptwiderspruch“ gelöst sei.
Der achte März ist zwar seit 1975 als internationaler Frauentag anerkannt. Der Tag genießt aber auch heute noch nicht annähernd den gleichen Stellenwert wir der Tag der Arbeit. In Deutschland ist er etwa nur in Berlin ein gesetzlicher Feiertag, in den anderen 15 Bundesländern nicht.
Der achte März ist vor allem auch ein Kampf für die Würde aller Menschen, die von niemanden angetastet werden darf. Im Februar 2018 veröffentliche die Einheit der Vereinten Nationen für Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen (kurz: UN Women) einen Bericht unter dem Titel „Den Versprechen Taten folgen lassen: Gleichstellung der Geschlechter in der Agenda 2030“.
Der Bericht beschreibt eindrucksvoll, dass viele Frauen auf dieser Welt nicht nur wegen ihrer niedrigeren Löhne ungerecht behandelt werden. An der Tagesordnung ist auch Gewalt gegen Frauen in unterschiedlicher Ausprägung. Männer in wichtigen Führungspositionen nutzen häufig ihre Macht aus und zwingen Frauen zu sexuellen „Dienstleistungen“. Der Hashtag „MeToo“ in den sozialen Netzwerken, in dem Frauen und Mädchen über ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung berichten können wurde am 15. Oktober 2017 gestartet. Bereits einen Tag später hatte er über eine halbe Millionen Tweets.
In vielen Ländern gibt es nach dem Bericht von UN Women noch kein Gewaltverbot gegen Frauen. 49 Mitgliedsstaaten der UNO haben keine Rechtsvorschriften gegen häusliche Gewalt. In 45 Ländern ist sexuelle Belästigung nicht verboten. 37 Länder sehen bei Vergewaltigungen von Strafverfolgung ab, wenn die Vergewaltiger mit dem Opfer verheiratet sind oder es später heiraten.
In Konfliktzeiten, insbesondere in Kriegen und in Fluchtsituationen, steigt die Rate der Tötungsdelikte und anderer Formen der Gewaltkriminalität deutlich an. Während Männer eher auf dem Schlachtfeld getötet werden, werden Frauen während der Konflikte sexualisierter Gewalt ausgesetzt und entführt, gefoltert und gezwungen, ihr Heim zu verlassen.
Hinzu kommt noch die in vielen Staaten geduldete Gewalt gegen Frauen aus traditionellen Gründen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass weltweit bei über 200 Millionen Mädchen und Frauen die Genitalien verstümmelt worden sind. 3 Millionen Mädchen sollen jährlich gefährdet sein, Opfer einer Beschneidung zu werden. Genitalverstümmelungen werden überall auf der Welt praktiziert. Nach Schätzungen der Nichtregierungsorganisation "Terres des Femmes“ leben in Deutschland etwa 58.000 betroffene und 13.000 gefährdete Mädchen und Frauen.
Der internationale Frauentag ist also nicht nur ein Tag zum Blumenverschenken. Er ist immer auch ein Kampftag für die Achtung der Würde aller Frauen und ihre rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung mit Männern gewesen.
Hier geht es zum Aufruf des DGB zum Internationalen Frauentag 2020
Zur Geschichte des internationalen Frauentages vergleiche unseren Artikel zum achten März 2019