Einen solchen Warnstreik gab es noch nie: Für Montag, den 27. März rufen die DGB-Mobilitätsgewerkschaften ver.di und EVG gemeinsam zum Megastreiktag auf. Ver.di bundesweit 120.000 Beschäftigte, die EVG 230.000 Beschäftigte bei Bus und Bahn. Verzögerungen im Berufsverkehr sind damit schon jetzt absehbar. 

Beschäftigte tragen Wegerisiko 

Die Arbeitnehmer*innen können sich nicht darauf berufen, sie hätten wegen des Streiks nicht oder nur verspätet zu Arbeit erscheinen können. Denn grundsätzlich tragen die Arbeitnehmer*innen das Wegerisiko. Sie sind also selbst dafür verantwortlich, dass sie rechtzeitig zur Arbeit erscheinen.

Anders ist dies nur, wenn die Verzögerung kurzfristig und unerwartet eintritt, so dass man sich nicht mehr rechtzeitig die geänderten Umstände einstellen kann, etwa bei unerwartetem Wintereinbruch mit Eis und Schnee. 

Unerwartet aber kommt der Megastreiktag nicht: Die Gewerkschaften haben frühzeitig darauf hingewiesen, die Medien haben umfangreich berichtet. Entsprechend sind Pendler*innen in der Lage, sich auf die eintretenden Verzögerungen einzustellen. Wer trotzdem nicht oder zu spät erscheint, riskiert eine Abmahnung.

Frühzeitig geeignete Maßnahmen treffen 

Beschäftigte sollten daher für ihren Arbeitsweg mehr Zeit einplanen oder auf andere Verkehrsmittel zurückgreifen. Je nach Länge des Arbeitsweges kann das Fahrrad, E-Bike, Roller oder PKW sein. Kürzere Strecken kann man ggf. auch zu Fuß zurücklegen.

Ist der Weg mit dem Auto unvermeidlich, sollte man wenn möglich Fahrgemeinschaften bilden. Denn wenn viele Pendler*innen ins Auto steigen, verlängert sich auch hier die Anfahrtszeit. Zudem kann man Sprit sparen.

Wird der Anfahrtsweg dadurch teurer, tragen diese Kosten ebenfalls die Arbeitnehmer*innen. Sie dürfen nicht einfach von der Arbeit fernbleiben, weil die Anfahrt zu lang, zu beschwerlich oder zu teuer ist. All das ist ihr (Wege)-Risiko.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Der Schutz der Unfallversicherung bleibt erhalten, selbst wenn sich der Anfahrtsweg verlängert. Versichert ist der kürzeste Weg zur Arbeit, und zwar bezogen auf die gegebenen Umstände des jeweiligen Tages. 

Mit dem Arbeitgeber sprechen 

Wer seine Arbeit im Home-Office erledigen kann, kann natürlich hierauf ausweichen. Durch die Pandemie dürfte dies in den meisten Unternehmen deutlich leichter möglich sein als zuvor. Beschäftigte, die sonst nicht im Home-Office arbeiten oder bei denen der Montag normalerweise ein Präsenztag ist, sollten diese Veränderung vorab mit dem Arbeitgeber besprechen.

Gleiches gilt, wenn Arbeitnehmer*innen den Arbeitsplatz früher verlassen wollen, um noch rechtzeitig nach Hause zu kommen. Auch dies ist grundsätzlich das private Risiko des/der Arbeitnehmer*in, im Einvernehmen mit dem Arbeitgeber sollte aber auch hier eine pragmatische Lösung möglich sein.

Die durch Streik entfallenen Arbeitsstunden werden zwar nicht vergütet, müssen andererseits aber auch nicht nachgearbeitet werden. Etwas anderes gilt, wenn dies vertraglich oder auch in einem Tarifvertrag oder einer Betriebsvereinbarung anders festgelegt ist. Hier hilft ein Blick in die entsprechenden Regelwerke. Ist nichts vereinbart, entfällt sowohl die Arbeits-, als auch die Entlohnungspflicht.

Hintergrund: Warum wird eigentlich gestreikt?

Streiks sind nervig für diejenigen, die unter ihren Folgen zu leiden haben. Aber der Warnstreik verfolgt ein legitimes Ziel: Die Gewerkschaften protestieren damit gegen die unzureichende Angebote in den Tarifauseinandersetzungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen und für die Beschäftigten von Gesellschaften der Deutschen Bahn AG.

Streiks sind die einzige Möglichkeit, die Arbeitgeberseite zu besseren Angeboten zu bewegen. Ohne Streiks könnten Gewerkschaften in Tarifverhandlungen nur an die Gnade des Arbeitgebers appellieren, er möge doch bitte höhere Löhne zahlen. Die Arbeitgeber tragen damit ebenfalls die Verantwortung für den Streik und die damit einhergehenden Unannehmlichkeiten für die Pendler*innen.

Deshalb sollten deshalb grade Arbeitnehmer*innen Verständnis für die Warnstreiks aufbringen. Denn gute Löhne und Arbeitsbedingungen fallen nicht vom Himmel. Und am Ende haben alle etwas davon: besseren Service, höhere Qualität, mehr Tempo bei den Dienstleistungen.

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