Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ist eine Einrichtung der Bundesagentur für Arbeit. Es hat am 22. Februar 2021 eine Studie in der Serie „Corona-Krise: Folgen für den Arbeitsmarkt“ herausgegeben. Darin geht es um die Frage, wie sich Corona auf die Bereitschaft von Arbeitgeberinnen auswirkt, Lehrstellen anzubieten.
Das Ausbildungsjahr 2020/2021
Erfreulicherweise hat sich die betriebliche Ausbildung im Ausbildungsjahr 2020/2021 robuster als erwartet erwiesen. Probleme gab es zwar, weil etwa Vorstellungsgespräche, Ausbildungsmessen oder Praktika nicht stattfinden konnten. Dessen ungeachtet waren aber nicht weniger Betriebe bereit, grundsätzlich Auszubildende aufzunehmen.
Das Ausbildungsjahr 2021/2022
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung wandte sich an 1195 Betriebe, die ausbildungsberechtigt sind. Die Frage lautete, ob und gegebenenfalls in welchem Umfang diese Betriebe beabsichtigen, Auszubildende einzustellen.
Es stellte sich heraus, dass insgesamt 10 % der Betriebe vorhaben, weniger Auszubildende zu beschäftigen
Im Einzelnen wertete das Institut die Antworten nach Betriebsgröße, Branche und der allgemeinen Betroffenheit durch die Krise aus.
Die allgemeine Betroffenheit durch Corona
Es zeigte sich, dass fast ein Viertel (24 %) aller Betriebe, die stark von Corona betroffen waren, weniger oder gar keine Lehrstellen besetzen wollen. Demgegenüber gaben dieselbe Antwort nur 4 % der Betriebe, die von Corona wenig oder gar nicht betroffen sind.
Die Betriebsgröße
Hier fällt auf, dass die Bereitschaft, Ausbildungsstellen bereitzuhalten, mit der Größe des Betriebes steigt. Während bei Betrieben bis zu neun Beschäftigten 14 % Ausbildungsplätze reduzieren oder streichen wollen, ist dies lediglich bei 6 % von Betrieben der Fall, die 250 oder mehr Arbeitnehmer*innen haben.
Die Branche
Hier liegt das Gastgewerbe weit in Front. Deutlich mehr als ein Viertel (28 %) der Betriebe gab an, weniger ausbilden zu wollen. Mit weitem Abstand dahinter liegen der Groß- und Einzelhandel (12 %), die Dienstleistungen (12 %) und die Dienstleistungen (10 %).
Die Gründe für den beabsichtigten Abbau
Die Studie fragte außerdem nach den Gründen für den beabsichtigten Abbau. 93 % der Betriebe gab an, dass sie wegen unsicherer Geschäftserwartungen vorhaben, Ausbildungsplätze zu reduzieren. Neben anderen Gründen gaben noch 31 % der Betriebe an, sie stellten keine Auszubildenden ein, weil es nicht genügend qualifizierte Bewerbungen gebe.
Das Fazit
Die Betriebe befinden sich in einer Zwickmühle. Einerseits erschweren es die unsicheren Geschäftserwartungen, die Anzahl der Auszubildenden konstant zu halten oder gar zu erhöhen. Andererseits ist zu befürchten, dass die Folge einer Reduktion ein Mangel an Fachkräften in der Zukunft ist.
Auf der anderen Seite geht die Bundesagentur für Arbeit davon aus, dass die Zahl der Ausbildungswilligen stark ansteigt. Damit steht einer erhöhten Nachfrage nach Ausbildungsstellen ein verringertes Angebot gegenüber. Es ist deshalb zu befürchten, dass sich Schüler*innen mit keinem oder niedrigem Schulabschluss besonders schwertun werden, eine Lehrstelle zu finden.
Aus beiden Gründen ist den Betrieben dringend zu raten, die Anzahl von Lehrstellen allenfalls zu reduzieren, wenn es wirklich gar nicht mehr anders geht.
Studie des Instituts für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung:
Jeder zehnte ausbildungsberechtigte Betrieb könnte im kommenden Ausbildungsjahr krisenbedingt weniger Lehrstellen besetzen