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Rund 400 Delegierte des 21. Bundeskongresses solidarisieren sich mit den Beschäftigten und Betriebsräten von Deliveroo
Der Essenslieferant Deliveroo zahlt nicht nur schlecht. Er stellt seine Beschäftigten grundsätzlich nur befristet ein und schreckt nicht einmal davor zurück, Betriebsratsmitglieder zu entlassen. Der DGB fordert Deliveroo auf, alle Arbeitsverträge zu entfristen und insgesamt eine Umwandlung von Arbeitsverträgen in zweifelhafte Solo-Selbstständigkeit zu unterlassen.
Seit Langem stehen Essenslieferanten wie Foodora oder Deliveroo öffentlich in der Kritik wegen der in ihren Unternehmen bestehenden Arbeitsbedingungen. Im Sommer 2016 wurde den Beschäftigten von Deliveroo in London etwa mitgeteilt, dass sie künftig nur noch 3,75 Pfund pro ausgeliefertem Essen verdienen würden, statt des bisherigen Stundenlohns von sieben Pfund plus einem Pfund pro Essen. Die Fahrer*innen traten daraufhin in den Streik, was europaweit für großes Aufsehen gesorgt hatte.
Neben der schlechten Bezahlung weigert sich das Unternehmen, ihre Beschäftigte mit notwendigen Arbeitsmitteln auszustatten. Arbeitskleidung und Fahrzeuge müssen die Beschäftigten vielmehr bezahlen. Hinzu kommt, dass alle Arbeitsverhältnisse bei Deliveroo sachgrundlos befristet sind.
Deliveroo hält sich für vorbildlich
Das steht ganz im Gegensatz zur Werbung des Unternehmens. Auf seiner Homepage erwähnt es ausdrücklich die guten Arbeitsbedingungen:
„Deliveroo ist stolz darauf, fair vergütete Jobs mit hoher Flexibilität anzubieten. Die harte Arbeit der Fahrer treibt unser Wachstum voran und ohne sie wären wir nicht in der Lage, unseren Kunden das beste Essen auf Abruf zu liefern und gleichzeitig großen lokalen Restaurants beim Wachsen zu helfen.
Die Kuriere sind uns sehr wichtig. Wir sind das erste On-Demand-Unternehmen, dass sich gegen die aktuellen Abstriche im Arbeitsrecht zwischen Flexibilität und Sicherheit im Beruf einsetzt. Wir wollen eng mit den Regierungen in den jeweiligen Ländern zusammenarbeiten, um hier Lösungen zu finden.“
Die Belegschaft wehrt sich
Vor einem Jahr haben sich die Fahrer*innen des Lieferdienstes Foodora gewerkschaftlich organisiert und einen Betriebsrat gegründet. Wenig später haben auch die Beschäftigten von Deliveroo in Köln nachgezogen und ebenfalls einen Betriebsrat gegründet.
Am diesjährigen Tag der Arbeit beschäftigte sich auch das deutsche Fernsehen mit dem Unternehmen: der Betriebsratsvorsitzende Orry Mittenmayer schilderte in der Talksendung Hart aber Fair die Situation der Fahrer*innen und gab einen eindrucksvollen Einblick in deren prekären Situation.
Deliveroo hat jetzt alle Arbeitsverträge der Betriebsräte auslaufen lassen. Auch die Arbeitsverträge der Betriebsräte waren nämlich sämtlich ohne sachlichen Grund befristet. Orry verlor als letzter vor einer Woche seine Arbeit als Fahrer. Deliveroo hat den meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nach Auslaufen der Arbeitsverträge eine Tätigkeit als vermeintliche Solo-Selbstständige angeboten: Damit verlieren die Beschäftigten ihre Arbeitnehmerrechte und die soziale Absicherung. Die Mitbestimmung wird unterlaufen.
Der DGB solidarisiert sich mit den Beschäftigten
Der DGB erklärt insbesondere den Betriebsrätinnen und Betriebsräten von Deliveroo seine uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung für die Wiedereinstellung und die Entfristung ihrer Arbeitsverträge.
Er fordert Deliveroo auf, die Arbeitsverträge zu entfristen und insgesamt eine Umwandlung von Arbeitsverträgen in zweifelhafte Solo-Selbstständigkeit zu unterlassen und allen Beschäftigten ordentliche Arbeitsverträge anzubieten. Die Geschäftsführung von Deliveroo wird aufgefordert, mit der zuständigen Gewerkschaft NGG Tarifverträge zu Arbeitsbedingungen und Einkommen abzuschließen. Dies gilt auch für andere Fahrerdienste und Anbieter digital organisierter Arbeit.
Hier gibt es die Resolution des 21. Ordentlichen DGB-Bundeskongresses: Solidarität mit den Beschäftigten und Betriebsräten von Deliveroo